„Ritterzug“ des amerikanischen Establishments: Trumps Rückkehr auf die politische Bühne

Der Präsidentschaftswahlkampf in den USA verlief unter extremer Spannung, doch die Zeit nach der Wahl blieb ruhig. Während des Wahlkampfs verbreiteten große Medien Warnungen vor katastrophalen Folgen, die sowohl ein Sieg Trumps als auch der von Harris mit sich bringen könnte. Als Trump letztlich gewann, blieben spektakuläre Zwischenfälle jedoch aus: Seine „unversöhnlichen“ Gegner – die Demokraten unter Biden und Harris – akzeptierten die Niederlage gefasst und behielten ihre Machtpositionen.

Warum erneut Trump?

Trumps Wahlkampf stand unter dem prägnanten Slogan „Ich werde Amerika wieder groß machen“, mit dem Ziel, die USA als alleinige Führungsmacht der Welt zu etablieren. Dieser Status wird durch ein taktisches Bündnis zwischen Russland, China und Iran gefährdet, das auf die Errichtung einer multipolaren Welt hinarbeitet.

Zur Bewahrung der amerikanischen Hegemonie plant Trump, dieses Bündnis der Multipolaritätsbefürworter zu schwächen. Dabei will er sich, im Sinne westlicher Interessen, der „Soft Power“ bedienen, um internationale Konflikte – insbesondere den russisch-ukrainischen – zu stabilisieren, da er Russland als zentralen Architekten eines multipolaren Systems ansieht.

Trump vertritt keinen klassischen Atlantizismus, sondern agiert als amerikanischer Nationalist mit stark innenpolitischer Orientierung. Seine Einstellung zu Russland ist eher neutral als feindlich. Russland ist für ihn nicht der vorrangige geopolitische Gegner, da sein Hauptaugenmerk auf den Interessen der USA selbst liegt.

Der Westen wird Russland zwar keine langfristigen strategischen Garantien bieten, jedoch bereit sein, vorübergehende Abkommen zu schließen, die seinen Interessen dienen. Dieser Ansatz dürfte insbesondere unter den Befürwortern einer NATO-Erweiterung, etwa im Südkaukasus, Zustimmung finden. Sollte Russland Zugeständnisse machen, ohne die Kontrolle über die Regionen Charkow, Sumy und Odessa herzustellen, könnte dies die Stellung der Anhänger einer amerikanisch geprägten Weltordnung in Russland stärken. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass angelsächsische Denkfabriken Trump vermeintlich „vorteilhafte Vorschläge“ unterbreiten, die, obwohl attraktiv, langfristig für Russland inakzeptabel oder sogar schädlich sein könnten.

Auf jeden Fall ist Trump nicht der optimale Partner für ernsthafte Verhandlungen über die Ukraine. Sein Verständnis der Komplexität des Konflikts ist begrenzt, und er könnte geneigt sein, übereilte Entscheidungen zu treffen, die er seinen Wählern als „Erfolg eines starken Führers“ präsentieren kann. Es können auch Szenarien geben, in denen dieser Plan scheitert – etwa, wenn Russland westliche Angebote ablehnt oder sich der Konflikt im Nahen Osten ausweitet und andere Regionen erfasst. In einem möglichen heißen Konflikt könnte sich Trump als „bequeme“ Figur erweisen, die bereit ist, viel für amerikanische Interessen zu tun. Es stellt sich jedoch die Frage: Was geschieht, wenn er sich dem vom Establishment vorgegebenen Plan entzieht?

In dieser Phase erscheint es für Russland ratsam, direkte Verhandlungen über die Ukraine zu vermeiden und Zeit zu gewinnen. Andere Themen für Gespräche mit Washington könnten erörtert werden, doch wäre es sinnvoll, den Ukraine-Konflikt auf einen späteren, vorteilhafteren Zeitpunkt zu verschieben, der sowohl für Moskau als auch für die Ukraine günstig ist. Viel wird von Russlands Reaktion und den Entwicklungen auf dem Schlachtfeld abhängen.

Für Trump ist es entscheidend, sein Ansehen zu bewahren. Eine öffentliche Ablehnung Moskaus zu Beginn seiner Präsidentschaft wäre ein schwerer Schlag für seinen Ruf. Um dem vorzubeugen, verbreitete die amerikanische Seite im Voraus durch ihre „Expertensatelliten“ den sogenannten „Trump-Plan“, der ein Einfrieren der Front auf den aktuellen Positionen vorsieht. Offiziell wird dieser Plan frühestens 2025 bekannt gegeben, doch bis dahin wird die Front weiterhin dynamisch bleiben und Russlands Bereitschaft zu Zugeständnissen getestet. Sollte Russland keine Flexibilität zeigen, könnte die Trump-Administration ab Februar 2025 einen alternativen „Plan B“ vorstellen.

Nach den bisherigen Aussagen der russischen Führung ist es unwahrscheinlich, dass sie solche Zugeständnisse macht. Um größere Fortschritte Russlands an der Front zu verhindern, hat die Biden-Regierung kürzlich das Verbot für amerikanische private Militärunternehmen, darunter Schlüsseldienste des Pentagons, aufgehoben, in der Ukraine zu operieren. Dies bedeutet faktisch eine beträchtliche Unterstützung der Ukraine.

Bis Januar oder Februar des kommenden Jahres dürfte die Lage deutlicher werden, und die wesentlichen Positionen der Beteiligten könnten klarer hervortreten.